Aus dem Amtsgericht: Zuschlagen? „Wenn mich was ärgert, dann ja“

25.03.2015 Göttinger Tageblatt

bnr6_logoEr ist bekennender Neonazi. Der Hitlergruß in Wort und Geste, den er am turbulenten Ende einer promillehaltigen Nacht in aller Öffentlichkeit erstattete, tut ihm keineswegs leid. Selbst für das, was danach geschah, findet er kein Wort der Entschuldigung. Verstockt sitzt er da – mit kahlgeschorenem Kopf und in Tarnjacke.

Sein Opfer: Ein junger Bundeswehrsoldat, mit Freunden am frühen Morgen gerade aus der Tanzbar Tiffany in Northeim gekommen, hat den verbotenen Ruf des Angeklagten gehört: „Heil Hitler!“ „Hey, las das mal sein“, will er ihn aufgefordert haben. Und noch einmal: „Hör auf damit!“ Danach soll der 20-jährige Rechtsradikale noch etwas gepöbelt haben, dann aber bat er scheinheilig um eine Zigarette. Und der Unteroffiziersanwärter schenkte ihm eine, gab ihm sogar Feuer, ehe ihn die Faust des Neonazis im Gesicht traf und ihm dabei die Brille zerschlagen wurde.
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Aus dem Amtsgericht: „Ich bin ein Politikum“

20.03.2015

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Er steht im 80. Lebensjahr und ist haarscharf dem Gefängnis entkommen. Vorerst. Wenn er sich weiter so benimmt, kann sich das ändern. Dann muss er doch noch dort hin, wo ihn das Amtsgericht Einbeck gern gesehen hätte. Das Landgericht Göttingen aber ließ noch einmal Milde walten und hat die Gefängnisstrafe zur Bewährung ausgesetzt. Gedankt hat der rabiate Rentner dem Gericht das nicht.

Göttingen. „Ich bin verurteilt worden für etwas, was ich nicht verbrochen habe!“, schimpft er und nennt auch den Grund: „Ich bin ein Politikum.“ Wohl eher ein Unikum. Der 79-Jährige tritt auf wie Wander-Waldi: Bestickte Trachtenweste, Krawatte aus Lederbändern, Filzhut voller Anstecker. Distanzlos erzählt er jedem, den er zu fassen kriegt, seine Lebensgeschichte und springt dabei binnen eines Satzes durch mehrere Jahrzehnte.
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