Göttinger Verbindungsstudenten attackieren linken Studenten

bnr6_logoZu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen einem Sprecher der Wohnrauminitiative Göttingen und zwei Mitgliedern der Landsmannschaft Verdensia ist es am Dienstag vor dem Haus der Studentenverbindung Landsmannschaft Verdensia gekommen. Dabei wurde der Sprecher verletzt.

Die beiden Verbindungsstudenten sollen den Sprecher der als politisch links geltenden Initiative vor dem Haus an der Theaterstraße gegen 15 Uhr angegriffen und von seinem Fahrrad geschubst haben.

Dabei habe er eine „empfindliche Verletzung am linken Kniegelenk“ erlitten, berichtete der Anwalt des Opfers, Sven Adam, am Mittwoch.

Zeuginnen hätten „umgehend“ die Polizei gerufen, die die Personalien der Beteiligten und deren erste Aussagen aufnahm. Der verletzte Student wurde mit einem Rettungswagen zur Behandlung ins Klinikum gebracht. Die beiden Verbindungsstudenten hätten sich auf das Gelände der Verdensia zurückgezogen.

„Wir haben heute bei der Polizei Göttingen Strafantrag gegen die Täter gestellt und werden uns gegebenenfalls einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft anschließen, sofern es diesmal zu einer Anklage kommt“, teilte Adam mit.

Vor dem Angriff der Verbindungsstudenten hatte der Sprecher der Wohnrauminitiative von der gegenüberliegenden Straßenseite mit zwei Handy-Fotos Reinigungsarbeiten an der Fassade des Verbindungshauses dokumentiert. Mit roter Farbe steht dort immer noch „Fuck AFD“ zu lesen. Daraufhin hätten die Verbindungsstudenten ihm den Weg versperrt, sagte der Sprecher. Gleichzeitig hätten sie die Herausgabe seines Handys gefordert.

Polizeisprecherin Jasmin Kaatz bestätigt nach ersten Erkenntnissen den Vorgang. Die Polizei ermittele wegen des Verdachts der Körperverletzung. Die Polizei habe die Personalien der beiden mutmaßlichen Körperverletzter festgestellt. In ihrer ersten Befragung schilderten beide das Geschehen jedoch anders. „Insofern ist der genaue Hergang derzeit noch unklar“, sagte Kaatz.

Durch die Wucht des Angriffs sei der Angegriffene zu Boden gestürzt und auf dem Rücken gelandet, berichtete die Zeugin, die die Polizei gerufen hat. Zuvor habe er zu den herangeeilten Verbindungsstudenten, die sich vor ihm aufgebaut hätten, „Lasst mich in Ruhe, lasst mich in Ruhe“ gerufen. Nach dem Angriff sei er „völlig von der Rolle gewesen“ und habe am ganzen Körper gezittert.

Für eine Sprecherin der Wohnrauminitiative zeige sich durch den Vorfall „eine neue Qualität korporierter Gewalt“. „Wenn am helllichten Tag Menschen vom Fahrrad geschubst und schwere Verletzungen in Kauf genommen werden, dann verurteilen wir dies auf Schärfste.“

Die Basisdemokratische Linke hat einen der Verbindungsstudenten als Mitglied der Jungen Alternative (JA), der Jugendinitiative der Alternative für Deutschland (AfD), identifiziert. Adam bestätigt das. Dieser Verbindungsstudent sei nicht nur Unterstützer der „rassistischen und vö̈lkischen Identitären Bewegung, sondern hat scheinbar auch kein Problem damit, unliebsame Passanten gewalttätig anzugreifen und offen aggressiv aufzutreten“, erklärte eine Sprecherin der Basisdemokratischen Linken.

Die Landsmannschaft Verdensia wollte sich gestern nicht zu dem Vorgang äußern. „Dies ist eine Angelegenheit, die unter den Beteiligten oder über die Gerichte geregelt wird“, sagte Moritz Grimsel von der Verbindung. „Es liegt nicht in unserem Interesse die Angelegenheit zu kommentieren, nicht solange die Vorwürfe zweifelsfrei geklärt sind.“

Michael Brakemeier im Göttinger Tageblatt vom 15.07.2015